Einen wunderschönen guten Morgen, der Wald ruft!

Jugendwaldeinsatz des Jahrgangs Aurora der IGS Oyten vom 15. – 26.11.2021 

„Hier wollt ihr echt zwei Wochen bleiben?“ Etwas ungläubig sieht mich der Busfahrer an, der uns gerade in der Nähe von Stadtoldendorf abgesetzt hat. Tja, nun stehen wir hier Mitten im Hochsolling und man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Sehr freundlich werden wir von der Einrichtungsleiterin, den beiden FÖJlerinnen, den vier Forstwirten Werner, Axel, Achim und Björn, sowie dem Küchenteam im Waldpädagogikzentrum Weserbergland begrüßt.
 
Schnell stand fest, dass hier werden keine gemütlichen zwei Wochen AllInklusiv-Urlaub, sondern wir werden hier alle an unsere Grenzen kommen und so manche Herausforderung annehmen. Der Jugendwaldeinsatz gehört an der IGS Oyten zum Fahrtenkonzept in Jahrgang 8 und fand Pandemiebedingt für den Jahrgang Aurora erst ein Jahr später, also im Schuljahr 9 statt.
 
Nachdem die Zimmer für die Mädels und Jungs im Laub- und Nadelwald eingeteilt waren, gingen wir unsere erste Aufgabe an. Waldralley… Ich war total irritiert, die Schülerinnen und Schüler gingen doch tatsächlich total motiviert an die Sache heran.
 
Ab dem zweiten Tag folgte der tägliche Einsatz mit den Forstwirten in den umliegenden Revieren. Zu diesen wurden wir in Gruppen mit dem Kleinbus gefahren. Das, was uns dort erwartete, war sehr vielseitig. An einigen Stellen wurden Jungbäume geerntet, um sie an anderer Stelle, wo z. B. der Sturm „Frederike“ Bäume niedergestreckt hatte, wieder anzupflanzen. Diese Wiederaufforstung war sehr lehrreich. An anderer Stelle wurde eine denkmalgeschützte Mauer von Bäumen befreit, es wurden Grillplätze und Flure bereinigt, Herdengatter und Julen gebaut.
Nachmittags folgte Angebote wie Bogenschießen, Timber Games oder Frühstücksbretter fertigen. So manch eine/r kam in der ersten Woche an seine/ihre Grenzen. Besonders das frühe Aufstehen, mit dem Weckdienst von Frau Mindermann: „Guten Morgen ihr Lieben, der Wald ruft“, (irgendwann wohl nervig) der getaktete Tagesablauf und das körperliche Arbeiten hinterließen ihre Spuren. Aber wie in jedem Jahrgang ist diese Situation bekannt. In der ersten Woche muss man sich einfach durchbeißen und sich so manch einer Herausforderung stellen. So lief die weite Woche wesentlich harmonischer ab. Neben Spieleabenden, Grillen und Lagerfeuer gründeten sich so manch neue Freundschaften.
Auch die Routine mit den Forstwirten wurde in der zweiten Woche wesentlich entspannter. Pünktliches Abfahren, keine Gemurre während des Arbeitens und fröhliche SchülerInnen, die nach getaner Arbeit beim Mittagessen saßen.
Auch die Nächte wurden ruhiger und es bildeten sich sogar Freundschaften zu den Forstwirten.
Ein Team blieb immer vor Ort und erledigte den Küchendienst. Dazu zählte neben dem Geschirrreinigen auch das Saubermachen der Sanitäranlagen und so manch einer/e erkannte die Höchstleistung von Reinigungskräften an. Besonders lustig waren die Küchendienste, die Herr Göktas begleitete. Bei diesen entwickelte sich der sogenannte „Gökimove“, sodass hinterher die ganze Crew mit dem Geschirrhandtuch und den Hüften schwingend aus der Küche herauskam.
 
Besonders beliebt war der Gruppenraum, den nachher alle liebevoll den Freizeitraum nannten, so wie sie ihn aus der Schule kannten. Hier wurden legendäre Tischtennispartien ausgetragen und gesoccert. Zudem konnten wir in den Abendstunden der Bratschen-Melodien von Herrn Göktas lauschen. Besonders beliebt war am Abend das Spiel Werwölfe, das so manch einen  „Zimmergrummel“ wieder zum Vorschein lockte. Zudem wurden intensiv UNO, LAMA und Biberbande gezockt, welche die Jüngste in der Runde mitgebracht hatte. Sogar die nachmittäglichen Ausflüge in das „Zentrum“ von Stadtoldendorf mit einem Fußmarsch von 40 min je Strecke, schreckten am Ende fast niemanden mehr ab.
 
Das Fazit dieser zwei Wochen war sehr vielfältig. Beim Abschied aus den Zimmern wurde es fast wehmütig, hatten hier einige doch viel Zeit in ihren Betten verbracht. Für einige waren es die herausforderndsten und erkenntnisreichsten Wochen ihres Lebens, während andere froh waren, endlich wieder ihre eigene Matratze zu haben und die schlimmste Zeit ihres Lebens überstanden zu haben.
Da wir gemeinsam 12 Tage am Jugendwaldeinsatz teilgenommen haben, bekommen alle Schülerinnen und Schüler eine erfolgreiche Teilnahme am Praktikums eines Forstwirtes bescheinigt. Ihr habt das toll gemacht, klopft euch auf die Schulter. Ich bin stolz auf euch!
 
Text: Julia Mindermann